Ein Thema, das heute aktueller denn je ist: das Flugtaxi. Erst in der vergangenen Woche stellte Airbus den CityAirbus „Demonstrator“ vor und auch andere Firmen haben mittlerweile Konzepte für Flugtaxis entwickelt. Aber ist das Flugtaxi wirklich zukunftstauglich? Unser Artikel befasst sich mit den möglichen Vor- und Nachteilen, die der Einsatz von Flugtaxis mit sich bringen könnte und geht der Frage nach, wie realistisch eine Zukunft mit Flugtaxis überhaupt ist.
CityAirbus-Flugtaxi: Airbus stellt den „Demonstrator“ vor
Am 11. März wurde in Ingolstadt der „Demonstrator“, also die Vorstufe zum Prototypen des ersten deutschen Flugtaxis, von Airbus vorgestellt. Viele Politiker waren vor Ort, um sich das Spektakel um den „Später-vielleicht-einmal-CityAirbus“ aus der Nähe anzusehen. Die Demonstration fiel dann wohl doch eher enttäuschend aus. Ein bisschen Nebel stieg zwar auf, aber das war es dann auch schon gewesen. Denn ob das Airbus-Konzept aufgeht und der CityAirbus eines Tages tatsächlich luftige Höhen erkunden wird, ist noch vollkommen unklar. Die Fakten zum geplanten Flugtaxi: Es handelt sich um ein elektrisch betriebenes, helikopterartiges Fluggerät. Die deutlich kleineren Doppelrotoren sind, anders als man es von einem normalen Helikopter kennt, an den vier Seiten des Daches angebracht. Ganz ähnlich, wie es bei Drohnen seit Jahren der Fall ist. Laut Airbus sei es absolut denkbar, dass das erste Viersitzer-Flugtaxi im Jahre 2025 einsatzbereit sein könnte. Aus den ursprünglichen Ankündigungen geht hervor, dass sich der Zeitplan hier wohl stark verschoben haben muss. Immerhin sollte der kürzlich vorgestellte „Demonstrator“ eigentlich schon im letzten Jahr als komplett fertiger CityAirbus durch die Lüfte gleiten. Dass der CityAirbus letztendlich also tatsächlich das erste voll funktionsfähige deutsche Flugtaxi werden wird, ist daher eher unwahrscheinlich.
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Weitere Konzepte für Flugtaxis
Schließlich schläft die Konkurrenz nicht. Im Folgenden stellen wir zwei weitere Konzerne vor, die an der Vision „Flugtaxi“ arbeiten.
Lilium „VTLO Lilium Jet“
Das Start-up-Unternehmen Lilium ist Airbus um einige Schritte voraus. Der „vertical take-off and landing“, kurz VTLO, Lilium Jet soll bereits 2020 auf den Markt kommen. Das Flugtaxi mit elektrischem Antrieb soll sich vor allem durch seine geringe Lautstärke, niedrige Instandhaltungskosten, vergleichsweise hohe Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h und eine Reichweite von maximal 300 Kilometern auszeichnen. Lilium verfolgt dabei die Vision, Flugtaxis für Jedermann zugänglich zu machen. Ein Flug mit einem Flugtaxi soll in der Zukunft nicht teurer sein, als die Reise mit einem gewöhnlichen Taxi. Zudem soll der VTLO-Quadcopter ganz einfach per Smartphone angefordert werden können.
Volocopter GmbH „Volocopter X2“
Die Volocopter GmbH, ein deutscher Flugzeughersteller, hat mit dem „Volocopter X2“ geschafft, wovon andere bislang nur träumen: Bereits seit 2016 besitzt das Flugtaxi eine Zulassung für bemannte Flüge. Doch was macht den Volocopter X2 so besonders? Das Flugtaxi soll keinen ausgebildeten Piloten mehr benötigen. Dank einer sehr einfachen Steuerung per Joystick, sollen auch Laien in kürzester Zeit lernen, den Volocopter X2 selbst zu fliegen. Je nach Gebiet kann das Flugtaxi auch vollkommen autonom fliegen. Und auch was die Lautstärke betrifft, hat das Fluggerät einiges zu bieten: Laut Hersteller ist ein 75 Meter entfernter Volocopter X2 so leise wie ein 500 Meter entfernter Kleinsthubschrauber.
Mögliche Vorteile einer Zukunft mit dem Flugtaxi
Sollten solche Konzepte den Realitäts-Check bestehen, könnten wir von verschiedenen Vorteilen profitieren.
Reduzierte Verkehrsdichte
Wer kennt es nicht? Man ist auf dem Weg von der Arbeit nach Hause, möchte eigentlich schnellstmöglich ankommen, steht aber schon seit Stunden im Stau. Die hohe Verkehrsdichte auf deutschen Straßen und Autobahnen ist ein großes Problem, das sich mit dem Einsatz von Flugtaxis reduzieren, wenn auch nicht vollends lösen ließe.
Umweltschonende Transportmethode
Ein Flugtaxi ist mit einem Akku ausgestattet und wird somit durch Strom angetrieben. Im Vergleich zum Auto, wäre es also eine CO2-neutrale, umweltschonende Alternative für den Transport.
Hoher Komfort
Zu guter Letzt darf auch der Komfort nicht vergessen werden. Ein Flugtaxi bietet mehr Beinfreiheit und ein komfortableres Umfeld als ein herkömmliches Taxi. Gleichzeitig bringt es einen deutlich schneller von A nach B.
Das sagen Kritiker über das Flugtaxi
Wo Vorteile sind, sind erfahrungsgemäß auch gewisse Nachteile zu finden. Kritiker halten eine Zukunft, in der sich jedermann ein Flugtaxi leisten kann, für absolut unrealistisch. Die Tatsache, dass es schon bald möglich sein wird, von einem Flugtaxi über dem Stadtverkehr transportiert werden zu können, wird in aller Regel nicht infrage gestellt. Stattdessen wird aber bezweifelt, dass diese „Innovation“ tatsächlich jedermann zur Verfügung stehen wird. Vielmehr besteht die Befürchtung, dass Flugtaxis lediglich eine Option für Superreiche darstellen werden. Außerdem mache es im Endeffekt keinen Unterschied mehr, ob man nun in einem Stau auf der Straße oder in einem Stau hoch in den Lüften feststecke. Ein weiterer Kritikpunkt: Während die Technologie bezüglich Flugtaxis weiter voranschreitet, fehlt es an einer passenden Infrastruktur. Das Konzept lässt sich aber nur in die Realität übersetzen, wenn sowohl genügend Landestellen als auch ausreichend E-Tankstellen für Flugtaxis vorhanden sind.
Das Flugtaxi: Digitale Innovation für jedermann oder teures, schwer realisierbares Konzept für Superreiche?
Zum jetzigen Zeitpunkt ist es nicht möglich, eine klare Aussage hinsichtlich der Zukunft von Flugtaxis zu treffen. Vermutlich wird der Markt die weitere Entwicklung steuern. Es ist nicht vollkommen ausgeschlossen, dass wir uns eines Tages ein Flugtaxi per Smartphone bestellen, das an einer Landestelle in unmittelbarer Nähe auf uns wartet und uns bezahlbar an einen Ort unserer Wahl bringt. Doch bis dahin dürfte es noch ein sehr, sehr weiter Weg sein.
Flugtaxen stellen zukünftig vermutlich durchaus eine Ergänzung in der Mobilität dar.
Als Individualtransportmittel dürften sie aber wenig zur Lösung unserer Verkehrsprobleme beitragen.
Raumbedarf und begrenzter Luftraum:
Man stelle sich vor, der Autoverkehr würde „einfach zu 59% in den Luftraum verlegt. Die Menge der Flugtaxen müsste sich dann nach strengen Regeln (die noch nicht existieren) koordinieren. Aus Sicherheitsgründen müssten die Taxen deutlichere Abstandsregeln einhalten.
Der Platzbedarf für den ruhenden Verkehr (Start – Landung – Parken) dürfte schwerlich geringer sein als bei PKW. An die Start- und Landeflächen dürften erheblich höhere Anforderungen zu stellen sein, als an herkömmliche Verkehrs- oder Parkflächen
Man stelle sich vor, die Hälfte der aktuell 47 Mio. PKW würde durch Flugtaxen ersetzt, die aber z.B. nicht oder nur in recht aufwändigen Parkhäusern verstaut werden könnten… Der Flächenverbrauch dürfte also kaum zurückgehen
Energiebilanz:
Der gesamte Energieverbrauch ist bei Volocopter- o.ä. Konstruktuionen erheblich (!) höher als bei rollendem Transport. Entsprechend gehen inzwischen auch Kurierdienste davon aus, dass Drohnen zur Warenzustellung ihren Einsatz eher in Spezialfällen finden. Der Vergleich mit PKW mit heutiger Antriebstechnik hinkt insofern, als dass diese bald verschwinden wird. Der Vergleich müsste also mit E-Mobilität oder auch Brennstoffzellen etc. geführt werden.
Emissionen:
Hierüber wird bislang wenig geredet. Die Taxen sind zwar deutlich leiser als ein Hubschrauber oder Jet – aber um ein Vielfaches lauter als ein Elektroauto – oder auch als ein modernes Fahrzeug mit Verbrennungsmotor.
Auch die Frage, wie sich die hohen Strömungsgeschwindigkeiten und Verwirbelungen z.B. mit Wohnnutzungen – oder auch dem Naturschutz (insbesondere Avifauna und Insekten) vertragen schein völlig offen.
Diese wenigen Punkte sind nur exemplarisch als die vielleicht am leichtesten zu verstehende Kritik zu verstehen. Es gäbe noch weitere Kritikpunkte…
Das Gros unserer heutigen Mobilitätsprobleme vermag diese Technik jedenfalls nicht zu lösen. Vielmehr stellt sie nur den verzweifelten Versuch dar, den MIV technisch weiterzuentwickeln und landet dann in der Sackgasse – so weit eben, wie unsere zuständigen Bundesminister zu denken vermögen.
Als Nischenprodukt ist die Technik aber mit Sicherheitzukunftsfähig.