Kaizen Methode und Prinzip im Qualitätsmanagement

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Kaizen ist ein Konzept aus Japan, welches das Ziel der kontinuierlichen Verbesserung hat. Toyota erreichte mit Kaizen die Weltspitze, und auch Ihr Betrieb kann von dieser Methode profitieren. Wer Best Practices aus der Industrie sucht, findet hier eine bewährte Methode. In der Geschäftswelt ist es längst Bestandteil von Qualitätsmanagement-Systeme und der Unternehmenspolitik geworden. Ebenso ist Kaizen die Grundlage für eine schlanke Produktion. Die Kaizen Methode verfolgt u.a. das Ziel, die Qualität als Erfolgsfaktor im Unternehmen zu etablieren.

Autor: Thomas W. Frick (LinkedIn-Profil / Xing-Profil)

Die Erhaltung von Produktqualität und die Optimierung von Arbeitsabläufen haben eine zentrale Position in Unternehmen eingenommen. Dabei werden die wesentlichen Ziele wie Kundenzufriedenheit, Prozessorientierung, Qualitätsverbesserung, Effektivität und wirtschaftlicher Erfolg angestrebt. Dieser Artikel beschreibt dieses Managementkonzept für mehr Produktivität und soll dabei helfen einen Verbesserungsprozess im Unternehmen zu gestalten, welcher durch wiederkehrende Verbesserungen möglichst viele Verbesserungspotenziale nutzt.

Impuls: Eine tägliche Verbesserung von nur einem Prozent kann Ihr gesamtes Unternehmen verändern. Das ist eine Idee, die Führungskräfte anspricht, die ständige Entwicklung anstoßen möchten.

Ein Unternehmen ist nur dann erfolgreich, wenn es Waren anbieten kann, die bei den Kunden durch Beschaffenheit, Preis und Lieferzeit einen Kaufanreiz auslösen. Im Mittelpunkt von diesem Managementkonzept steht die kontinuierliche Qualitätsverbesserung, die Prozessorientierung und die damit verbundene Kostensenkung für oder Produkte, ohne dass dabei die Kundenzufriedenheit leidet.

Es gibt viele Ansätze zum Qualitätsmanagement, die sich in der Praxis bei vielen Unternehmen auf der ganzen Welt bewährt haben. In den unterschiedlichen Kulturen haben sich im Laufe der Geschichte verschiedene Methoden für Verbesserungen entwickelt, die man heutzutage gezielt für die eigenen Herausforderungen einsetzen kann. Als einer der bekanntesten und wichtigsten Ansätze lässt sich Kaizen nennen. Darüber hinaus spielen Ansätze wie das Total Quality Management, die Normenreihe DIN EN ISO 9000, sowie Six Sigma eine wichtige Rolle für das Qualitätsmanagement in Unternehmen.

Was bedeutet Kaizen?

Bereits in den 1950er Jahren entstand Kaizen als Managementkonzept- und Philosophie in Japan. Wörtlich übersetzt bedeutet es „Veränderung zum Besseren“. In den USA wird der Begriff mit „Continious Improvement Process“ (CIP) übersetzt, der in Europa zum „Kontinuierlicher Verbesserungsprozess“ (KVP) weiterentwickelt wurde.

Hintergrund: Der Begriff Kaizen gilt in Japan als der am meisten genutzte Begriff in der Industrie. Er zieht sich wie ein roter Faden durch Systeme und Methoden, bis hin zu Problemlösungen. Es wird grundsätzlich davon ausgegangen, dass in jedem Betrieb Probleme vorhanden sind. Diese Probleme löst Kaizen durch die Etablierung einer Unternehmenskultur, in der jeder Mitarbeiter Probleme äußern kann.

Die Philosophie von Kaizen geht davon aus, dass es sowohl im Berufs-, als auch im Privatleben ständig Möglichkeiten zur Verbesserung gibt. Kleine Schritte und Beobachtungen sind das entscheidende Merkmal von Kaizen. In Unternehmen wird der gesamte Arbeitsprozess untersucht, von der Entwicklung bis hin zur Fertigungstechnik. Die Mitarbeiter spielen dabei eine sehr wichtige Rolle. Sie werden in Workshops und speziellen Schulungen zur aktiven Mitwirkung an den Verbesserungsprozesses motiviert. Ein Unternehmensleitbild dient den Mitarbeitern als Orientierung. Sie sollen auch über ihren Arbeitsplatz hinweg in der gesamten Organisation nach Möglichkeiten zur Verbesserung suchen.

Kaizen kann somit eine Möglichkeit zur Verbesserung von Prozessen im Unternehmen sein, sondern stellt darüber hinaus auch eine Lebensphilosophie für die Mitarbeiter dar, in deren Augenmerk das Streben nach ständiger und unendlicher Verbesserung steht. Dabei werden die Prozesse oder Produkte punktuell perfektioniert oder optimiert. Es soll eine höhere Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen und der Teamleitung erreicht werden, was zu einer größeren Motivation und Leistungsbereitschaft und führen soll.

Geschichte, Entwicklung und Hintergründe von Kaizen

Kaizen entstand nach dem Zweiten Weltkrieg, als Japan seine Wirtschaft neu aufbaute. Amerikanische Qualitätsexperten wie W. Edwards Deming sowie Joseph Juran prägten die Entwicklung, sie bildeten japanische Unternehmen im Qualitätsmanagement aus.

Toyota war entscheidend für Kaizens Verbreitung, weil es die stetige Verbesserung in sein Produktionssystem aufnahm. Das wurde dort ein wichtiges Prinzip. Toyotas Erfolg führte dazu, dass sich Kaizen in ganz Japan durchsetzte.

Leseempfehlung: Masaaki Imai machte Kaizen in den 1980er Jahren international bekannt. Sein Buch „Kaizen: Der Schlüssel zum Erfolg der Japaner im Wettbewerb“ verhalf dem Konzept zum globalen Durchbruch. Seitdem passen Unternehmen überall Kaizen-Prinzipien an ihre eigenen Anforderungen an.

Wie funktioniert Kaizen in der japanischen Unternehmenskultur?

Japanische Firmen leben Kaizen. Teamarbeit, Achtung vor allen Mitarbeitern und langes Denken fördern die Anwendung. Westliche Manager sehen eher schnelle Erfolge und große Neuerungen als wichtig an.

Japanische Betriebe nutzen Kaizen jeden Tag. Sie führen zum Beispiel oft Qualitätszirkel durch oder sammeln Ideen zur Verbesserung. Jeder Toyota-Mitarbeiter soll jedes Jahr wenigstens einen Vorschlag einreichen.

Impuls: Kaizen bedeutet, dass kleine Schritte eine große Wirkung erzielen, anstatt große Sprünge zu machen. Diese Denkweise hilft, Vorbehalte gegenüber Veränderungen abzubauen.

Was sind die Bestandteile und Prinzipien der Kaizen Methode?

Die Bestandteile und Prinzipien von Kaizen sind zur Förderung der Denkweise:

  1. Kontinuierliche Verbesserung, indem man ständig nach Möglichkeiten sucht, Prozesse, Produkte oder Dienstleistungen zu verbessern, um die Effizienz, Qualität im Sinne der Kundenzufriedenheit und Produktivität zu steigern.
  2. Der PDCA-Zyklus wird ständig wiederholt, um kontinuierliche Verbesserungen zu erreichen. Als Prinzip PDCA steht für Plan-Do-Check-Act. Dieser systematischer Ansatz zur Verbesserung, fördert mittels PDCA die Planung, Umsetzung, Überwachung und Anpassung.
  3. Es wichtig, Standards und Prozesse zu entwickeln und beizubehalten, um Verbesserungen zu messen und sicherzustellen, dass die Arbeitsweise konsistent ist.
  4. Kaizen betont die Zusammenarbeit, von der Geschäftsführung, über die Teamleitung hin zu jedem Mitarbeiter einer Organisation.
  5. In der Kaizen Methode beschreiben drei japanische Begriffe die Arten von Verschwendung: Muda, Mura, Muri. Muda steht für Verschwendung in Form von unnötigen Aktivitäten, Mura für ungleiche Arbeitsbelastung und Muri für übermäßige Belastung oder Überlastung.
  6. Die Visualisierung mit beispielsweise Diagrammen, um Daten und Prozesse darzustellen, ist in Kaizen weit verbreitet, um Probleme zu erkennen und Verbesserungspotenziale leichter zu identifizieren.
  7. In Kaizen bedeutet Gemba, dass die besten Verbesserungspotenziale oft vor Ort gefunden werden, indem man sich direkt an den Arbeitsplätzen umsieht und Verbesserungsvorschläge von Mitarbeitern erhält, die die Arbeit ausführen.

Impuls: Perfektion kann den Fortschritt behindern, und Kaizen bietet hier eine Lösung. Dieser Gedanke regt zum Nachdenken an, wie perfekt muss beispielsweise eine Präsentation wirklich sein?

Welche Werkzeuge und Methoden werden bei dem Kaizen Prinzip eingesetzt?

Die 7M-Checkliste (Ishikawa Diagramm, Methode, Analyse)

  • Mensch
  • Maschine  
  • Material
  • Methode
  • Messung
  • Mitwelt (Umgebung)
  • Management

Diese Checkliste unterstützt bei Problemlösungen, um alle relevanten Faktoren eines Prozesses systematisch zu analysieren.

Just-in-Time (JIT-Strategie)

Das Strategie Just-in-Time zielt darauf ab, Lagerbestände zu minimieren und Produktion und Lieferung zeitlich perfekt abzustimmen. Dies reduziert Kosten und deckt Ineffizienzen auf.

PDCA-Zyklus

Der schon erwähnte Plan-Do-Check-Act Zyklus ist ein iterativer vierstufiger Managementprozess für kontinuierliche Verbesserung:

  1. Planen (Plan) als Vorbereitung, um Ziele zu setzen und Probleme zu identifizieren.
  2. Umsetzen (Do) mit dem Fokus Lösungen zu implementieren.
  3. Überprüfen (Check) ist wichtig, um Ergebnisse zu evaluieren.  
  4. Handeln (Act) mit dem Ziel zu Standardisieren, um den Prozess beim nächsten Durchlauf effizienter zu gestalten.

Das Muda Bewusstsein hinsichtlich der 7 Verschwendungsarten

Muda ist das japanische Wort für Verschwendung. Im Kaizen werden 7 Arten von Verschwendung unterschieden:

  1. Überproduktion
  2. Lagerbestände / Lagerung
  3. Transport
  4. Bewegung 
  5. Wartezeiten
  6. Überbearbeitung
  7. Fehler/Nacharbeit

Verbesserungen erfolgen durch die Identifikation und Beseitigung dieser Verschwendungsarten, um Prozesse effizienter zu gestalten.

Beispiel: Mit Wertstromanalysen oder Spaghetti-Diagramme lassen sich Materialbewegungen visualisieren und Verschwendungen einfacher erkennen.

Wie lässt sich Kaizen mit anderen Verbesserungsmethoden kombinieren?

Kaizen passt gut zu Methoden wie Six Sigma oder Lean Management.

Six Sigma verringert Fehler sowie Abweichungen, indem es statistische Methoden nutzt. Lean Management beseitigt Verschwendung und verbessert Wertströme, beispielsweise im Produktionsprozess.

Kaizen ergänzt diese Ansätze, weil es sich auf kleine, stetige Verbesserungen konzentriert und alle Mitarbeiter einbezieht. Wer diese Methoden kombiniert, erreicht oft viel, was man als „Lean Six Sigma“ kennt.

Wie funktioniert Kaizen als Qualitätsmanagement in der Praxis?

Durch die Implementierung und Standardisierung von Kaizen und anderen Methoden kann es einem Unternehmen gelingen, effizienter und rentabler zu wirtschaften. Da die Probleme der Unternehmen sehr vielfältig sind, gibt es keine „Geheimwaffe“, die ein Unternehmen zu jeder Zeit sicher zum Erfolg führen kann. Das Ziel ist es, möglichst viele Verbesserungsvorschläge intern gefunden werden, bevor ein Kunde reklamiert.

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Um den Kunden und das Unternehmen selbst zufriedenstellen zu können, gibt es verschiedene Strategien, Prinzipien und Qualitätsverbesserungen. Positive Ergebnisse wie z.B. Reduktion von Verschwendungen, Erhöhung der Produktivität, Steigerung oder Perfektion können oft durch eine Verknüpfung der Methoden und Managementkonzepten erreicht werden. Die Einführung einer Methode des Qualitätsmanagements alleine garantiert nicht zwangsläufig einen Erfolg.

Die Optimierungsmethoden sollten in der Unternehmensphilosophie strategisch verankert sein. Nur so kann Akzeptanz bei den Mitarbeitern erreicht werden. Die Belegschaft sollte über die Verbesserungspotenziale der Konzepte informiert sein und sich letztendlich mit der Methode identifizieren können.

In der Praxis kann ein organisiertes Qualitätsmanagement eine große Chance für ein Unternehmen darstellen. Mit den vorgestellten Ansätzen des Qualitätsmanagements lassen sich Fehler vermeiden, Verbesserungen erzielen und die Wirtschaftlichkeit erhöhen. Die durch die Umsetzung und Durchführung entstehenden Kosten sollten nicht unbeachtet bleiben. Sind die Produktionskosten aufgrund von übertriebener Qualitätsvorgaben oder -kontrollen auf interner Ebene unangemessen hoch, so wird sich das Unternehmen auf lange Sicht am Markt nicht halten können.Eine wirtschaftliche Produktion ist heutzutage an den hart umkämpften Märkten nicht zu unterschätzen. Ein Unternehmen, welches nur nach Umsatz und nicht nach Kosten schaut, wird sehr schnell in Schwierigkeiten geraten. Deshalb ist eine Lösung zwischen hoher Qualität und kostenoptimaler Produktion immer bedeutender und sollte unbedingt angestrebt werden.

Wenn Sie als Unternehmer eine Verbesserung umgesetzt haben und diese sich etabliert hat, sollte der neue Prozess als Standard definiert und dauerhaft integriert werden. Für die Neuplanung und Verbesserung werden Arbeitsplätze auf ihre Sauberkeit, Ordnung und Sicherheit (die 5S-Bewegung) überprüft. Ebenso können vermeidbare Verschwendungen analysiert und aufgezeigt werden. Überlastung der Mitarbeiter oder Unregelmäßigkeiten in den Prozessen (die 8V-Regel) sollten vermieden werden.

Im Arbeitsalltag gibt es viele Ansatzpunkte, um mögliche Schwachstellen aufzudecken. Dabei können Themen wie Lagerhaltungskosten und Transportkosten eine Rolle spielen. Hohe Lagerbestände erzeugen hohe Kosten.

Als Unternehmer sollten Sie sich folgende Fragen stellen:

– Welche Produktionsmengen sind ideal, um Kunden rechtzeitig zu bedienen und unnötige Lagerkosten zu vermeiden?
– Welche überflüssigen Transporte können vermieden werden?
-Habe ich in meinen Prozessen Wartezeiten oder Leerlauf für Maschinen oder Mitarbeiter?
-Ist das Potenzial meines Mitarbeiters ideal genutzt?
-Hat mein Mitarbeiter alle notwendigen Hilfsmittel, um seinen Job optimal auszuführen?

Mit diesen und anderen gezielten Fragen lassen sich Schwachstellen aufdecken und Lösungen erarbeiten. Denn auch in Zukunft wird die Qualität der ausschlaggebende Faktor sein, um am Markt wettbewerbsfähig zu bleiben.

Kaizen zusammengefasst

Kaizen ist mehr als eine Methode für bessere Prozesse – es ist eine Denkweise, die Firmen dazu anregt, sich immer weiterzuentwickeln. Die zentralen Ideen von Kaizen sind:

  • fortlaufend kleine Dinge verbessern,
  • alle Leute im Betrieb einbinden
  • und den Kunden in den Mittelpunkt stellen.

Kaizen hilft in einer sich wandelnden Geschäftswelt, wettbewerbsfähig zu bleiben und ein gutes Arbeitsklima zu schaffen. Firmen, die Kaizen nutzen, arbeiten effizienter, liefern bessere Qualität und haben motiviertere Angestellte.

Warnhinweis: Kaizen einzuführen braucht Einsatz sowie Durchhaltevermögen – es lohnt sich aber auf Dauer. Jeder kleine Schritt zählt, um Spitzenleistungen und dauerhaften Erfolg zu halten und zu verbessern.

Kaizen FAQ

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