Amazon-Like Prime Speed: DIY Order Delivery durch lokales Fulfillment
Seit Anbruch des Internetzeitalters stellt E-Commerce die Logistikbranche vor anhaltende Herausforderungen. Ein Beispiel ist der Online-Händler Amazon. Kein anderes Unternehmen hat die Erwartungen von Kunden so sehr geprägt wie der Marktgigant.
Dementsprechend stark bestimmt sein Vorgehen auch die Rahmenbedingungen für den Erfolg von Mitstreitern, die außerhalb des Amazon-Ökosystems Produkte durch den eigenen Onlineshop verkaufen. Das gilt beispielsweise hinsichtlich der Warenlieferung. Wie können unabhängige Marken mit der blitzschnellen Amazon Prime Speed-Delivery mithalten? Durch eine ganzheitlich gedachte Logistik, meinen Experten.
Entsteht ein neuer Lieferstandard durch die Amazons Blitzzustellung?
Schnell, schneller, Prime: Amazon scheint sich das schon vor einem Jahrzehnt zum Ziel erklärt zu haben. Beim Fulfillment ist der Marktriese in einen regelrechten Temporausch verfallen. Aus Next-Day-Delivery wurde Same-Day-Delivery. Daraus schließlich die Warenlieferung innerhalb von Stunden.
Im Rahmen des Prime-Kundenbindungsprogramms ist der Blitzversand sogar kostenlos. Insbesondere Prime-Kunden in Großstädten haben so am Morgen die Möglichkeit zu Warenbestellungen, die dank lokaler Fulfillment-Zentren in Europa und dem Rest der Welt noch am selben Abend zugestellt werden. In bestimmten US-Ballungsräumen ging mit Prime Now vor fast einem Jahrzehnt sogar eine noch flottere Variante der Same-Day-Delivery an den Start.
Die Expresslieferung binnen einer einzigen Stunde, die schließlich auch auf Europa ausgeweitet wurde. Werden Waren im Wert von über 20 Euro bestellt, bleibt die Blitzzustellung für Prime-Kunden kostenlos. Falls sich der Warenwert unter 20 Euro bewegt, kostet der Service fünf Euro. Ohne Teilnahme im Kundenbindungsprogramm verlangt der Internetgigant für die schnelle Lieferung sogar teilweise 9,99 Euro. Abhängig vom Wohnort bezieht sich das Angebot mal auf mehr, mal auf weniger Produkte. Wie geht Amazon dabei vor?
- Die Basis bildet die Zusammenarbeit mit Logistikunternehmen wie DHL sowie dem Kurierdienst
Stadtbote. - eine dezentrale Lagerlogistik mit lokalen Fulfillment-Zentren nahe der jeweiligen Zielmärkte.
- die Kooperation mit verlässlichen Unternehmen, die in externen Lagern ausreichender
Größe Lagerbestände verwalten – sogenanntes lokales Fulfillment.
Besonders flotte Angebote wie Prime Now sind insbesondere für Waren des täglichen Bedarfs sinnvoll, so beispielsweise für Kosmetika, Hygieneartikel oder Kaffee. Weil das Angebot für Prime-Kunden kostenlos ist, kann man die Blitzlieferung als eine Form des Retention Marketings betrachten. Regelmäßig bestellende Stammkunden werden so dazu motiviert, noch mehr Geld auf dem Online-Marktplatz auszugeben.
Wann dezentrale Lagerlogistik sinnvoll ist
Zahlreiche Konkurrenten von Amazon arbeiten bis heute mit zentraler Lagerlogistik. Sämtliche Waren und Güter halten Unternehmen hierbei an einer zentralen Stelle vorrätig. Insbesondere für Betriebe mit relativ kleinem Kundenstamm ist die Kundenbelieferung von einem Zentrallager aus noch immer der Standard. Je größer das Gebiet des Kundenstamms, desto mittiger sollten zentrale Lager gelegen sein. Auch günstige Verkehrsanbindungen entscheiden in diesem Fall über den Erfolg. Verteilen sich Zielmärkte auf geografisch weite Regionen, ist dezentrale Lagerlogistik in der Regel lohnenswerter. Im Einzelfall entscheiden die sogenannten 4Ks – Kosten, Kundenzufriedenheit beziehungsweise Kundennähe, Kommunikation und Krisenmanagement – über die Erfolgsaussichten von Lagermodellen.
Tipp: Klug kombinieren
Um Liefergeschwindigkeiten wie Amazon zu erreichen, sind kluge Kombinationen aus zentraler und dezentraler Lagerlogistik erforderlich. Das Zentrallager beliefert in diesem Fall sowohl Kunden als auch dezentrale Lagerstandorte, wobei letztere als Puffer-, Filial- oder Umschlaglager dienen. Entscheidend ist dabei eine effiziente Intralogistik mit bedarfsgerechter Lagerdimensionierung und qualifizierten Mitarbeitern.
Die Berücksichtigung jener Faktoren stellt sicher, dass die Lagerart zum jeweiligen Geschäftsmodell passt. Obwohl höhere Administrations-, Betriebs- und Lagerkosten mit der dezentralen Variante einhergehen, relativiert sich der Kostenaufwand durch die vorteilhafte Kundennähe. Dank dieser besteht höhere Lieferflexibilität, sodass kürzere Lieferzeiten möglich sind. Dies wiederum steigert die Kundenzufriedenheit und kann mit einer erhöhten Bestellfrequenz einhergehen. Insgesamt zeichnet sich das dezentrale Lagermodell durch Vorteile aus wie:
- kurze Transportwege
- geringere Transportkosten
- weniger Emissionen
- weniger unkalkulierbare Transportrisiken
Vorbereitet auf wachsende Kundenansprüche und Lieferkettenprobleme
Im Segment des Endkundengeschäfts spielt der stark und schnell zunehmende E-Commerce eine Schlüsselrolle. Verbraucher haben seit der Einführung des Onlinehandels höhere Ansprüche, was die Verfügbarkeit, Lieferzeit und umweltschonende Zustellung von Waren betrifft. Genau diesen Ansprüchen wird dezentrale Lagerlogistik durch ihre Kundennähe besser gerecht als jedes andere Lagerkonzept. Erfolgreich ist die Lagerhaltung jedoch nur bei angemessener Koordination zwischen den einzelnen Lagerstandorten und der Firmenzentrale.
Lagerverwaltungssysteme zur Erfassung aller Materialbestände und Lagerbewegungen sind eine Grundvoraussetzung, um kostenintensive Fehllieferungen auszuschließen und den Ablauf effizient zu halten. In puncto Krisenmanagement bieten dezentrale Konzepte wiederum aus sich heraus Vorteile. Von Zentrallagern aus ist Just-in-Time-Produktion oder Just-in-Sequence-Produktion nahezu unmöglich, wenn Lieferketten nach Naturkatastrophen oder während Krisen kollabieren. Dezentrale Lagerhaltung mit Produktions- oder Kundennähe bildet in diesen Fällen einen Puffer, der Einbrüche innerhalb der Lieferkette abfängt. Je anfälliger Lieferketten im Einzelfall sind, desto sinnvoller ist die Entscheidung für lokales Fullfillment.
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