Industrie und Handel würde ohne sie nicht funktionieren – die reibungslose Logistik für Rohstoffe und fertige Produkte die von A nach B transportiert werden. In den letzten Jahren sind die Herausforderungen für die Branche zunehmend gewachsen. Kunden verlangen immer kürzere Lieferfristen und die Warenströme nehmen seit Jahren an Volumen zu.
Besonders markant fällt das Sendungsvolumen im Versand- und Einzelhandel auf. Laut dem Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. sorgt der Bereich E-Commerce seit Jahren für zunehmend mehr Arbeit im Logistikbereich. Aber auch der Warenverkehr zwischen Unternehmen nimmt zu. Logistiker können sich in dieser Situation nicht mehr leisten, lange Lieferfristen zu haben oder die Bedürfnisse der Kunden nicht zu verstehen. Welche Maßnahmen optimieren die Abläufe in den Lagern und beim Versand?
Autor: Thomas W. Frick, 12.07.2019, Thema: Herausforderungen in der Logistik
Logistik ganzheitlich denken
Logistik wird immer noch in den Maßstäben des 20. Jahrhunderts gedacht. Heißt: Viele Partner und Logistiker sehen nur das eigene Unternehmen. Was drum herum passiert, blenden die Unternehmen aus. Auf den ersten Blick eine nachvollziehbare Haltung. Schließlich habe man für das eigene Unternehmen schon genug um die Ohren.
Wieso sich also für Partner und deren Abläufe interessieren?
Ein Schlagwort, welches den Grund liefert, ist die sogenannte Supply Chain. Ins Deutsche mit Lieferkette zu übersetzen, unterstreicht sie die Bedeutung eines ganzheitlichen Ansatzes. Wie ist dieser in der Praxis zu verstehen. Supply Chain erfasst den gesamten Wertschöpfungskreislauf. Fertig ausgelieferte Produkte sind nur ein kleiner Ausschnitt, die Lieferkette geht mit der Rohstoffgewinnung los. Gerade die Lagerhaltung darf dabei nicht vernachlässigt werden. Leider ist das Lager in vielen Unternehmen zu selbstverständlich geworden und wird selten hinsichtlich Optimierungsideen hinterfragt.
Welche Vorteile bringt es einem Unternehmen, sich damit zu befassen? Hat der Logistiker einen Überblick zur Lieferkette, lassen sich Prozesse noch genauer steuern. So werden:
- Lieferfristen verkürzt
- Lagerbestände optimal genutzt
- Kapital nicht unnötig gebunden
Im Idealfall läuft der Logistiker nicht mehr dem Markt hinterher, sondern kann einzelne Aspekte mitbestimmen. Und im besten Fall steht der Logistiker mit den benötigten Produkten genau dann bei seinen Partnern vor dem Tor, wenn diese tatsächlich gebraucht werden (Just-in-Time).
Die Voraussetzung ist allerdings, dass Logistiker nicht ausschließlich aufs eigene Unternehmen fokussiert arbeiten, sondern auch deren Partner die Vorteile des ganzheitlichen Ansatzes erkennen. Gerade der digitale Datenaustausch und die Schaffung einer gemeinsamen Infrastruktur sind hier wichtig.
Die Kostenseite nicht aus den Augen verlieren
Logistik besteht im Kern immer noch darin, Waren zu lagern und bei Bedarf von A nach B zu bringen. Um bei jedem Arbeitsschritt die Kontrolle zu behalten und Warenkörbe für Kunden richtig zusammenzustellen, sind Barcodes und Scanner unverzichtbar. Und in vielen Bereichen spielt der Mensch nach wie vor eine wichtige Rolle.
Um in der Praxis nicht nur effizienter – und damit schneller – zu arbeiten, sondern auch Kosten zu sparen, müssen sich Logistiker die oft brachliegenden Optimierungspotenziale zunutze machen. Wie kann dies in der Logistikbranche aussehen? Ein möglicher Ansatz besteht darin, Wege zu verkürzen. Das Prinzip Person zur Ware sorgt für lange Wege im Lager und ist ein limitierender Faktor in der Logistik. Ein weiteres Problem ist die Arbeit mit Handscannern. Wie sehen mögliche Lösungsansätze aus?
- Automatisierung im Lagersegment: Statt Lageristen zur Ware kommen zu lassen und diese in den Warenkorb einzusortieren, gehen moderne automatisierte Lagersysteme einen anderen Weg. Hier lautet die Devise Ware zur Person. Die Lagerarbeiter fordern entsprechend den zu erstellenden Warenkörben Produkte aus dem Lagerbestand an, die vollautomatisch zur Pick-Up-Station geliefert werden.
- Handschuhe mit Built-in-Scannern: Im Lagerbereich werden oft Pistolenscanner eingesetzt. Finden häufig Wechsel zwischen Scanvorgang und Umlagerung der Ware statt, sind solche Systeme schnell hinderlich. Moderne Technik hilft hier weiter. Entwickler haben kürzlich Handschuhe mit integrierten Scannern vorgestellt.
- Organisieren und Kennzeichnen: Selbst solche Handschuhe helfen aber nur, wenn die Warenlager in optimaler Weise organisiert und gekennzeichnet sind. Spezialetiketten, die unter verschiedensten Bedingungen eingesetzt werden können, von extrem kalten Umgebungen bis zur Lagerung von Gefahrengütern, helfen bei der Verbesserung der Lagerkennzeichnung. Auf diese Weise verhindern sie lange suchen in den Lagerbeständen, Fehlentnahmen oder das versehentliche Auslagern von Waren.
Alle diese Lösungen können zu einer Beschleunigung von Logistikprozessen beitragen und damit die anfallenden Kosten in erheblichem Maße senken.
Neue Technologien einflechten
Moderne Logistikkonzepte setzen zunehmend auch auf den Einsatz neuer Technologien. Ein wichtiger Aspekt ist die zunehmende Digitalisierung. In den letzten Jahren sind verstärkt Plattformen in der Entstehung die Logistikunternehmen,Terminalbetreiber und Carrier miteinander verknüpfen. Der Warentransport wird über Barcodes fortlaufend überwacht und in eine App eingespeist. Hier kann auch verfolgt werden, wie sich der Carrier auf der Straße bewegt – und ob er rechtzeitig an Verladestationen ankommt.
Sobald absehbar ist, dass es zu einer Verzögerung kommt, wird direkt ein neues Zeitfenster geplant und dem Fahrer eventuell eine Ausweichmöglichkeit angeboten.
Diese Form der Digitalisierung kann in ganz unterschiedliche Richtungen weitergedacht werden. Einige Logistiker nutzen GPS-gesteuerte Versandverfolgung bereits im Endkundengeschäft. Eingesetzt werden können solche Systeme aber auch anderweitig – um immer die effizienteste Auslieferungsstrecke nutzen zu können. Hierdurch erreichen Logistiker schneller die Lieferfristen und verbessern die Kundenzufriedenheit.
Moderne Technik einsetzen kann aber auch bedeuten, dass Ersatzteile nicht mehr auf „Vorrat“ beschafft und gelagert werden. Speziell das werkzeuglose 3D-Druckverfahren hat im Rapid Prototyping unter Beweis gestellt, wie gut sich hierüber Einzelteile herstellen lassen. In der Ersatzteilfertigung verwendet, kann diese Technik für eine effizientere Nutzung der Lagerkapazität sorgen – da Ersatzteile direkt bei Bedarf gefertigt werden können.
Fazit: Die Logistikbranche muss sich modernisieren
Industrie 4.0 ist laut der Veröffentlichung des Bundesverbandes der Industrie eines der wichtigen Themen im deutschen Industriesektor. Automatisierung und Digitalisierung spielen aber nicht nur im Rahmen der Fertigung eine Rolle. Auch die Logistikbranche sieht sich seit Jahren Herausforderungen konfrontiert: Wie sind schnelle Lieferfristen zu schaffen? Lassen sich Fehler – etwa bei Verpackung und Versand – vermeiden? Es geht hier auch um die Frage, wie die Branche in Zukunft mit einem immer schnelleren Takt wird mithalten können. Und es gibt nicht nur eine Antwort. Wichtiger Baustein ist die Nutzung moderner Technologien. Logistiker werden sich in Zukunft aber auch fragen müssen, inwiefern ein veränderter Standpunkt – im Hinblick auf die Supply Chain – positiv auf die Branche wirkt.
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