Der Atomausstieg ist längst beschlossene Sache und es ist absehbar, dass wir uns auch von den Kohlekraftwerken verabschieden werden. Die Energiewende ist in vollem Gange und wird den Markt tiefgreifend verändern. Doch wie wird die Energiewirtschaft von morgen aussehen? Dieser Frage gehen wir im folgenden Artikel nach und erklären, welche Rolle die Energieflexibilität spielen wird.
Hinweis: Unsere Berichte sind oft sehr ausführlich. Daher bieten wir mit der PDF „Energieflexible Fabrik“ eine Zusendung des Artikels im PDF-Format zur späteren Sichtung an. Nutzen Sie das Angebot um sich die Praxis-Impulse in Ruhe durchzulesen, Sie können hierfür auch einfach auf das PDF-Symbol klicken.
Die Energiewirtschaft im Wandel
Glaubt man Experten, so ist die Zeit des Energiemarktes, wie wir ihn kennen, so gut wie abgelaufen. Die Energiewirtschaft der Zukunft wird eine andere sein und dementsprechend werden sich auch Kauf und Nutzung von Energie verändern. Sehen wir uns an, welche Eigenschaften der Markt, der uns erwartet, höchstwahrscheinlich mitbringen wird.
Nachhaltig
Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Wir wissen, dass wir uns hin zu einer ressourcenschonenderen, umweltfreundlicheren Produktions- und Lebensweise entwickeln müssen und sind dabei, Taten sprechen zu lassen. Vorgaben und Förderungen lenken die Energiemärkte auf politischer Ebene in Richtung erneuerbare Energie und stellen die Weichen für zukünftig „sauberen“ Strom.
Dezentral
Dezentrale Systeme sollen zu einer möglichst verbrauchernahen Versorgung führen. Sprich: Anstatt Strom gebündelt in großen Massen zu produzieren, wird er bedarfsorientiert in vielen kleineren Energiepolen zur Verfügung gestellt.
Effizienz
Insgesamt soll vor allem die Energieeffizienz gesteigert werden. Energie soll also möglichst effizient gewonnen, verteilt und genutzt werden. Die Dezentralisierung ist eine von vielen Maßnahmen, mit denen dies erreicht werden soll.
Volatil
Der Energiemarkt von morgen wird volatil, also wenig stabil, sein. Die Preise können tages- und stundenabhängig stark schwanken. Energie wird dadurch zum schnelleren Geschäft – für Anbieter, wie auch für Abnehmer. Ein Grund: In Deutschland soll ein großer Teil der Energie künftig aus Windkraftanlagen gezogen werden. Solche Anlagen erzeugen Energie allerdings nicht konstant, sondern stochastisch. Je nach Wetterlage ergibt sich eine unterschiedlich hohe Differenz zwischen Angebot und Nachfrage.
Energieflexibilität – was bedeutet das?
Flexibilität ist in diesem Zusammenhang eng mit Anpassungsfähigkeit verbunden. Energieflexibel zu werden, bedeutet nichts anderes, als schnell und kostengünstig auf Schwankungen und Veränderungen am Energiemarkt reagieren zu können. Es bedeutet, sich bereitzumachen, für das, was kommen wird.
Energieflexible Gebäude
Die Energieversorgung wird sich vom Konzept der „generation on demand“, also von der Produktion nach Bedarf, abwenden und sich nach einer „consumption on demand“, also einem an das Angebot angepassten Verbrauch, ausrichten. Intelligente Planungssysteme sollen die Energiezufuhr in Gebäuden regulieren und Schwankungen des Energieangebots so ausgleichen, beziehungsweise „Unterversorgungszeiten“ abdämpfen. Energieflexibilität wird früher oder später zu einem Thema werden, das nicht nur öffentliche Einrichtungen, wie Krankenhäuser, Einkaufszentren und Bürogebäude, sondern im Endeffekt jeden Haushalt betrifft.
Energieflexibilität in der Produktion: Die energieflexible Fabrik FORenergy
Noch wichtiger wird die Energieflexibilität allerdings im industriellen Bereich werden. Fabriken, die ein Vielfaches der Energie verbrauchen, die ein Privathaushalt täglich benötigt, müssen sich etwas einfallen lassen, um auch in Zukunft auf eine lückenlose, gute Energieversorgung vertrauen zu können. Aber wie kann die Energieflexibilität einer Produktionsstätte erhöht werden? Welche Problematiken ergeben sich und welche Chancen dürfen nicht verpasst werden? Mit diesen Fragen setzt sich das Netzwerk FORenergy auseinander. Mithilfe von Simulationen erforschen die Mitarbeiter, auf welche Szenarien Fabriken, in Bezug auf die Energieversorgung, in Zukunft gefasst sein müssen und wie diese bewältigt werden können. Und das allgemeine Interesse ist groß: Mehr als 25 Unternehmen, darunter BMW und die Spinner GmbH, zählen zu den offiziellen Partnern des Projektverbundes.
Wird Energy Monitoring unverzichtbar?
Fakt ist: Das Energiemanagement wird zu einer zentralen Aufgabe, die jedes produzierende Unternehmen zu bewältigen haben wird. Energy Monitoring wird voraussichtlich zur absoluten Notwendigkeit. Worum es dabei geht? Ganz einfach: Eine Kombination aus Soft- und Hardware ermöglicht das Tracken des Energieverbrauches der gesamten Fabrik und schlüsselt diesen in einzelne Verbrauchsstellen auf. Der Energieverbrauch der Produktionsstätte wird so transparent dargestellt: Verbrauchsspitzen und verfügbare Ressourcen sind auf einen Blick erkennbar. Auf diese Weise wird nicht nur die Energienutzung optimiert, sondern tatsächlichen „Notständen“ aufgrund von Strommangel vorgebeugt. Die Daten, die laufend in Echtzeit gesammelt werden, bilden die Grundlage für weiterführende Analysen, die maßgeblich zu mehr Energieeffizienz und einer reibungslosen Versorgung beitragen. Genau wie das Condition Monitoring, ist auch das Energy Monitoring zunächst mit finanziellem und zeitlichem Aufwand verbunden. Schließlich müssen die Systeme installiert und Mitarbeiter mit deren Funktionen vertraut gemacht werden. Bedenkt man allerdings, welchen Mehrwert die Installation bedeutet, wird der Aufwand stark relativiert. Intelligente Energy Monitoring Systeme werden voraussichtlich zum festen Bestandteil energieflexibler Fabriken werden.
Energieflexibilität – Ein Baustein der Zukunft
Beim Thema Energieflexibilität geht es letztendlich nicht „nur“ um Nachhaltigkeit, sondern schlicht und einfach um Konkurrenzfähigkeit. Nur wer es schafft, seine Fabrik rechtzeitig fit für die kommenden Veränderungen auf dem Energiemarkt zu machen, hat die Chance, die Energiewende ohne größere Krisen zu überstehen. Fabriken, die den großen Entwicklungsschritten nicht gewachsen sind, laufen Gefahr, im schlimmsten Falle an den Energiepreisen zugrunde zu gehen. Die Energieflexibilität kann also guten Gewissens als sehr einflussstarker Faktor der künftigen Produktion bezeichnet werden.
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