3D-Drucker können heute so einiges: Von Schmuckstücken über Prothesen bis hin zu Wohnaccessoires ist alles druckbar. Und sogar Lebensmittel können bereits gedruckt werden. Aber ein funktionsfähiges Auto drucken? Ist das überhaupt möglich? Ist es! 2019 wird ein 3D-Druck-Auto erstmals in Serie gehen. Hier erfahren Sie, welche Vorteile die Autoproduktion im Druckverfahren mit sich bringt und auf welche Modelle wir in Zukunft gespannt sein dürfen.
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Diese Vorteile hat ein 3D-Druck-Auto
Das 3D-Druckverfahren bringt verschiedene Vorteile mit sich, welche die Automobilindustrie zu nutzen weiß. Im Folgenden widmen wir uns einigen dieser „Pluspunkte“, die längst nicht nur den Bereich der Fertigung betreffen.
Niedrigere Produktionskosten
Die Produktionskosten eines Autos werden unter anderem durch Sand- und Druckgussverfahren in die Höhe getrieben. Diese Fertigungsmethoden könnten künftig nahezu vollständig vom 3D-Druck abgelöst werden.
Schnellere Produktion
Im Vergleich zur Produktion mittels herkömmlicher Fertigungsverfahren wird mit dem 3D-Druck Zeit gespart. Komponenten, deren Herstellung bislang mehrere Tage in Anspruch nahm, können binnen weniger Stunden angefertigt werden.
Einsparungen bei der Logistik
3D-Drucker können sämtliche Komponenten eines Autos am selben Ort produzieren. Sprich: Die Einzelteile können an einem Ort hergestellt und zum fertigen Automobil verbaut werden. Auf diese Weise reduziert sich der logistische Aufwand drastisch, wodurch Zeit und Geld gespart wird.
Optimale Materialkombinationen
Die neue Art der Produktion schafft vielversprechende Möglichkeiten, Materialien auf innovative Weise zu kombinieren. Durch das Mischen verschiedener Metalle, wie zum Beispiel Nickel, Titan und Aluminium, entstehen Legierungen, die sich durch besondere Eigenschaften auszeichnen. So werden beispielsweise besonders temperaturbeständige, feste oder leichte Materialien geschaffen.
Individuelle Designs
Mit dem 3D-Druck könnte Individualität einen ganz neuen Stellenwert im Bereich der Automobile bekommen. In Zukunft könnten Käufer nicht nur die Farbe und Ausstattung ihres neuen Wagens wählen, sondern das komplette Design selbst in die Hand nehmen. Wer ein neues Auto braucht, könnte dieses schon bald ganz selbstverständlich zu Hause am PC nach seinen individuellen Vorstellungen designen und drucken lassen.
Unkomplizierte Ersatzteilherstellung
Ihr 3D-Druck-Auto benötigt ein Ersatzteil? Kein Problem! Das fehlende Teil kann in kürzester Zeit angefertigt werden – und zwar immer und immer wieder.
Energiesparend und umweltschonend
Das sogenannte selektive Laserschmelzen ist ein additives Fertigungsverfahren, mit dem der 3D-Druck von Metallen arbeitet. Dabei werden Metallpulver durch einen Laser verschmolzen, sodass eine bestimmte Form entsteht. Dieses Verfahren ist vergleichsweise energiesparend. Zudem fallen weitaus geringere Mengen an Materialabfällen an. So wird nicht nur die Umwelt, sondern auch der Geldbeutel des Herstellers geschont.
„Low Speed Electric Vehicle“ – Das 3D-Druck-Auto geht in Serie
Ein Gewicht von 450 Kilogramm, eine Höchstgeschwindigkeit von 70 Kilometern pro Stunde und ein erschwinglicher Kaufpreis von rund 8000 € – das sind die Eckdaten zum sogenannten Low Speed Electric Vehicle, kurz LSEV. Das Gefährt ist ein Produkt der Zusammenarbeit des italienischen Start-Ups „X Electrical Vehicle“ und des chinesischen Konzerns „Polymaker“, der auf 3D-Druckmaterialien spezialisiert ist. Der batteriebetriebene, futuristisch anmutende Zweisitzer soll ab Sommer 2019 über die Straßen rollen und im großen Stil produziert werden. Die Reichweite von rund 150 Kilometern pro Akkuladung ist zugegebenermaßen nicht gerade rekordverdächtig, für den alltäglichen Gebrauch im Stadtverkehr aber absolut ausreichend. Der vergleichsweise geringe Kaufpreis erklärt sich durch den vereinfachten Fertigungsprozess: Während ein herkömmliches Auto aus etwa 2000 Einzelteilen besteht, sind es beim LSEV nur 57. So ließen sich die Produktionskosten um volle 70 % senken. Ein weiterer Vorteil: Das Drucken sämtlicher benötigter Teile dauert insgesamt lediglich drei Tage.
Übrigens: Natürlich kommen nicht alle Komponenten des LSEV aus dem Drucker. Einzelne Teile, wie Reifen, Scheiben und Sitze, werden wie gewohnt hergestellt.
100 % gedruckt: Das „David Bowie Tribute Car“
Das Unternehmen MASSIVit 3D hat dagegen ein Konzeptfahrzeug hervorgebracht, das tatsächlich zu 100 % aus dem 3D-Drucker kommt. Das „David Bowie Tribute Car“ ist nicht nur eine eigenwillige Hommage an den verstorbenen Künstler, sondern auch das erste vollständig gedruckte Auto, das auf dem „Festival Automobile International“, kurz FAI, vorgestellt wurde. Möglich machte dieses Projekt der 3D-Großformatdrucker MASSIVit 1800, der bereits in zahlreichen weiteren Zusammenhängen für Begeisterung sorgen konnte. So erstellte der hochleistungsfähige Drucker im Jahre 2016 einen Louis-Vuitton-Store in Sydney, wofür er gerade einmal zwei Wochen brauchte. Ein weiteres Beispiel gefällig? 2018 brachte der Drucker eine originalgetreue Nachbildung eines Triceratops Dinosauriers hervor, die im Gare-d’Austerlitz Bahnhof in Paris bewundert werden kann.
Welchen Platz nimmt der 3D-Druck in der Automobilbranche ein?
Hackrod und Local Motors sind nur zwei der zahlreichen jungen Unternehmen, die sich intensiv mit dem Ziel, Autos druckbar zu machen, beschäftigen. Auch etablierte Automobilhersteller, wie BMW und Tesla, liebäugeln mit additiv gefertigten 3D-Druck-Autos. Die Perspektiven, die sich hier eröffnen, scheinen gewaltig zu sein und lassen nur einen Schluss zu: 3D-Druck-Autos haben sich längst einen festen Platz in der Zukunft der Automobilindustrie gesichert. Die Entwicklung ist bereits dabei, den Kinderschuhen zu entwachsen. Das LSEV wird also vermutlich nicht allzu lange das einzige serienmäßig produzierte 3D-Druck-Auto bleiben.
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