Automobile, wie sie heute noch verbreitet sind, werden die Zukunft wahrscheinlich nicht miterleben – zumindest nicht mit demselben Emissionsausstoß und vermutlich auch nicht mit einem zu jeder Zeit benötigten, aktiv tätigen, menschlichen Fahrer. Das Thema Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit wiegt schwer und fordert, was unsere Fortbewegungsmittel betrifft, neue Ideen und Produkte. Ein solches Produkt ist das E-Auto, das schon jetzt keine absolute Seltenheit auf den Straßen mehr ist. Aber warum sollte Umweltfreundlichkeit beim Antrieb aufhören? Wahre Nachhaltigkeit hat schließlich nicht nur mit Emissionen zu tun, sondern könnte und kann viel weiter gehen. Diesen Standpunkt vertreten zumindest die Menschen, die an der Konzeptstudie „Noah“ beteiligt sind. Worum es dabei geht und was das sogenannte „Recycling Auto“ auszeichnet, erfahren Sie in diesem Artikel.
Die Konzeptstudie „Noah“ und ihre Hintergründe
Hinter der einzigartigen Konzeptstudie, der vor allem in Europa viel Aufmerksamkeit zuteil wird, stecken Studenten der TU/ecomotive Universität in Eindhoven, Holland. Sie wollen die Idee eines Autos verwirklichen, das zu einem möglichst großen Teil recyclebar ist. Ziel ist es, einen vorbildhaft nachhaltigen Materialkreislauf zu schaffen, den Rohstoffverbrauch somit zu minimieren und damit einen kleinen, aber nicht zu vernachlässigenden Teil zur Rettung der Erde beizutragen. Noah soll großen Automarken außerdem als Inspiration dienen, ihre eigenen Fahrzeuge nachhaltiger zu gestalten.
Übrigens: Auslöser der Konzeptstudie war der „World Overshoot Day“ 2017, der am 02. August 2017 stattfand. Dieser Tag markiert jährlich den Zeitpunkt, an dem weltweit die Menge an Rohstoffen aufgebraucht wurde, die in einem vollen Jahr nachwachsen kann. Betrachtet man allein Deutschland, fiel dieser Tag 2019 auf den 03. Mai. Zahlen, die uns dringend zum Nachdenken, vor allem aber zum Handeln bringen sollten.
Hinweis: Unsere Berichte sind oft sehr ausführlich. Daher bieten wir an mit dieser PDF „Recyclebares Auto Noah“ eine Zusendung des Artikels im PDF-Format zur späteren Sichtung an. Nutzen Sie das Angebot um sich die Praxis-Impulse in Ruhe durchzulesen, Sie können hierfür auch einfach auf das PDF-Symbol klicken.
Merkmale und Details: Das ist Noah
Höchste Zeit, Noah genauer kennenzulernen. Die folgenden Merkmale und Eigenschaften machen den wohl umweltfreundlichsten Wagen der Welt aus:
Gewicht und Größe
Noah ist etwas größer als ein gewöhnlicher Smart (fortwo) und mit gerade einmal 350 Kilogramm ein wahres Leichtgewicht. Zum Vergleich: Der Smart wiegt, je nach Ausstattung, zwischen ungefähr 850 und 1.100 Kilogramm. Im Innenraum des Wagens finden zwei Personen Platz.
Antrieb
Der Kleinwagen wird von einem Elektromotor angetrieben, der seine Energie aus mehreren Akkus bezieht. Die Entwickler des „Ökomobils“ sind sich im Klaren darüber, dass die Batterien eine Schwachstelle des ansonsten so wunderbar recyclebaren Autos sind, sehen derzeit aber keine besser geeignete Alternative. Cas Verstappen, Mitglied des Teams um die Konzeptstudie, gibt an, dass stark darauf geachtet werde, immer die modernsten, umweltschonendsten und effizientesten Akkus und Motoren zu verwenden, um letztendlich den, im Rahmen der vorhandenen Optionen, nachhaltigsten „Outcome“ zu erzielen.
Leistung, Geschwindigkeit und Reichweite
Noah ist mit 20 PS ausgestattet und bringt es auf eine Geschwindigkeit von maximal 100 km/h. Mit einer Akkuladung kommt das innovative Auto rund 240 Kilometer weit.
Verbaute Materialien
Kommen wir zum wohl spannendsten Teil: die Materialien, aus denen das Auto besteht. Chassis, Innenraum und Außenhaut sind aus einem Bio-Composite-Mix gefertigt, der sich aus Zucker und Flachs zusammensetzt. Den Stoff für die Sitzbezüge liefern untere Tierhautschichten, die ansonsten nicht für die Herstellung von Lederwaren verwendet und daher direkt entsorgt werden. Für die Scheiben kommt Lexan, ein Polycarbonat, das zu den thermoplastischen Kunststoffen zählt, zum Einsatz.
Mögliche Einsatzgebiete des Recycling-Autos
Noch ist Noah lediglich ein gut ausgearbeitetes Konzept, das die Studienteilnehmer bereits umsetzen, also tatsächlich bauen, konnten. Eine Straßenzulassung hat das Gefährt bis Dato nicht. Trotzdem besteht ein gewisses Potenzial. Das Forschungsteam sieht Noah zukünftig hauptsächlich als Car-Sharing-Komponente, die für die Nutzung in Innenstädten gedacht ist. Dennoch ist nicht ausgeschlossen, dass sich Noah auch für den ein oder anderen Privathaushalt eignen kann.
Die „große Schwester“ des Ökomobils und die Zukunft der Vision
Noah ist nicht der erste Versuch, der an der TU/ecomotive Uni in Eindhoven im Hinblick auf recycelbare Autos gewagt wurde. Im Jahr zuvor wurde „Lina“, quasi die große Schwester von Noah, vorgestellt. Auch dieses Elektroauto bestand zu einem großen Teil aus natürlichen Materialien, die sich dem Kreislauf zuführen lassen, wenn das Auto ausgedient hat. Im direkten Vergleich hat Noah die Nase aber weit vorn. Das liegt hauptsächlich an dem Flachs-Zucker-Material, auf das die Entwickler zu Linas Zeiten noch nicht gestoßen waren. Ein weiterer Unterschied zwischen den Fahrzeugen: Während Lina von Anfang an lediglich als Konzept gedacht war, werden mit Noah höhere Ziel angestrebt. Das Recycling-Auto soll nicht nur eine Straßenzulassung bekommen, sondern irgendwann auch in Serie produziert werden. Um diese Vision zu verwirklichen, arbeitet das Entwicklerteam schon seit Beginn der Konzeptstudie mit den Behörden zusammen. Wie bereits geschildert, deutet bislang aber noch nichts auf einen Durchbruch in Sachen Noah hin. Dennoch besitzt allein die Entwicklung des besonderen Autos einen hohen Wert. Das Projekt zeigt, was mit innovativem Denken und einer Offenheit für neue Wege erschaffen werden kann und wird sicherlich nicht das letzte sein, was wir von der TU/ecomotive hören.
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