E-Commerce stellt die Logistik immer wieder vor neue Herausforderungen

Industrial-E-Commerce

Die Herausforderungen im E-Commerce trifft die Logistik an mehreren Stellen. Grob unterteilen lassen sich die zwei Handlungsfelder in technische und organisatorische Aspekte mit Auswirkungen auf Verkauf und Vertrieb. Unter die technischen Kriterien fallen die Ausstattung und deren Qualität, während organisatorische Aspekte die direkte Vernetzung der Logistik mit dem Webshop umfassen. Ein Webshop wird in der Industrie deswegen notwendig, weil immer mehr B2B-Abnehmer (z. B. Großhändler) ohne persönlichen Kundenkontakt online bestellen.

Maßnahmen zur Effizienzsteigerung und Optimierung der Logistik durch das E-Commerce

Es sind vor allem technische und organisatorische Aspekte, mit denen sich Effizienzsteigerungen und Logistikoptimierungen erreichen lassen. Beide Bereiche sollen kurz vorgestellt werden:

1) Technische Maßnahmen

Unternehmen müssen die technischen Voraussetzungen schaffen, um eine erhöhte Effizienz und eine verbesserte Logistik zu erreichen. Unter anderem ist eine geeignete Infrastruktur zur Datenverarbeitung erforderlich, aber auch eine spezielle Logistikhardware bringt viele Vorteile mit sich. Kamerasysteme ermöglichen eine digitale Wareneingangskontrolle, wodurch sich zahlreiche Prozesse automatisieren lassen. Ebenso sollte ein elektronischer Point-of-Sale etabliert werden, um eine Multi-Channel-Strategie beim Verkauf zu verfolgen. Nicht zuletzt gibt es spezielle IT-Systeme für den Inbound- und Outbound-Bereich der Logistik, die implementiert und eingesetzt werden können.

2) Organisatorische Maßnahmen

Die technischen Voraussetzungen allein sorgen noch nicht für eine optimierte Logistik. Ebenso wichtig ist es, die einzelnen Lösungen miteinander zu vernetzen und sicherzustellen, dass die einzelnen Zahnräder der Logistik perfekt ineinandergreifen. Unter anderem lohnt es sich, eine kaufmännische Software einzusetzen und die Chancennutzung der modernen Logistik voranzutreiben. Die Digitalisierung der benachbarten Prozesse der Logistik hilft dabei, für eine Harmonisierung der einzelnen Bereiche zu sorgen und Insellösungen zu vermeiden. Nicht zuletzt sollte die Customer Journey in alle Teilbereiche der Logistik integriert werden, um einen größtmöglichen Mehrwert für die Zielgruppe zu erreichen.

Geschwindigkeit und Qualitätsansprüche nehmen zu

Sowohl in der Herstellung als auch in der Lieferung von Waren nimmt die Geschwindigkeit zu. Der Anfang dieser Entwicklung trat mit den steigenden Ansprüchen von Kunden ein. Big Player wie Amazon und andere E-Commerce-Plattformen führten Strukturen ein, innerhalb derer die Kunden ihre Waren in kürzester Zeit erhielten. Ausdruck dieser Entwicklung ist das Programm Amazon Prime. Ähnliche Programme führten andere Online-Plattformen ein.

Dies setzte die Händler unter Druck: Wer Kunden zufriedenstellen und erreichen wollte, musste vom Tempo her mit den Big Playern mithalten können. Händler, denen dies über eine Abnahme von Waren bei den bisherigen Herstellern nicht gelang, wechselten entweder den Hersteller oder sicherten sich z. B. die Vorteile von Amazon als Prime-Partner. In letzterem Szenario traten sie die komplette Logistik an Amazon ab.

Ein Maßstab für die Geschwindigkeit der Logistik und Lieferung sind also die unter dem zunehmenden E-Commerce gestiegenen und weiter steigenden Kundenansprüche. Händler sowie Lieferanten aus der Industrie müssen sich dem anpassen, um langfristig im Wettbewerb mithalten zu können. Ansonsten geht ein entscheidende kompetitiver Aspekt verloren – und damit auch Kundenpotenziale. In der Logistik steht demzufolge die Optimierung der Herstellung und des Lieferprozesses im Vordergrund. Zugleich ist die Qualität der Waren maßgeblich, weil sowohl B2B-Abnehmer als auch Endkunden über den E-Commerce schnell Alternativen finden, falls die Produkte nicht deren Vorstellungen entsprechen.

Modernisierungen und Neuanschaffungen zur Optimierung mittels E-Commerce

Retrofit. So bezeichnet man eine Anlagenmodernisierung, bei der technisch veraltete Anlagen nicht entsorgt werden, sondern modernisiert. Die Vorzüge einer Modernisierung von Anlagen liegen auf der Hand. Im Vergleich zur Neuanschaffung von Anlagen ist die Modernisierung günstiger. Zudem lassen sich die Produktivität und die Qualität durch modernisierte Anlagen steigern. Mittels einer Aufrüstung mit Sensoren kann eine umfassendere Datenerfassung stattfinden, wobei die Daten automatisiert an Computer übermittelt werden. Deren Auswertung mit der Erkenntnis über mögliche Optimierungspotenziale erfolgt über eine Software.

Bei einigen Komponenten machen sicherlich Neuanschaffungen Sinn. So lassen sich beispielsweise über moderne Industrietore und Verladelösungen Zeitvorteile gewinnen. Diese fördern u. a. kurze Verladezeiten an den Rampen und eine logistische Nutzung jedes verfügbaren Zentimeters. Ferner sind die Robustheit und Langlebigkeit bei qualitativen Verladelösungen überdurchschnittlich hoch, was der Verzögerung der logistischen Prozesse infolge von Defekten oder Beschädigungen entgegenwirkt.

Auch die Anschaffung von Drohnen rückt in der Industrie in den Vordergrund. Die Geräte können mannigfaltigen Zwecken dienen, die u. a. Zeitersparnisse gewährleisten. So wäre der Einsatz von Drohnen zur Unterstützung von Inspektionen aus der Luft mit enormen Zeitgewinnen verbunden. In naher Zukunft – in Ausnahmefällen schon heutzutage – steht ein Einsatz von Drohnen für den innerbetrieblichen Warentransport zur Debatte.

In Bezug auf die Ausstattung in der Industrie sind Vorbereitungen auf die Digitalisierung zu treffen. Eine Erneuerung der bestehenden Elektrotechnik ist alternativlos. Zum Anschluss der Geräte sind bei Bedarf neue Stromanschlüsse und Schaltschränke zu installieren, die auf innovativen Technologien basieren.

Digitalisierung für Geschwindigkeitsvorteile und Erkenntnisgewinn

Eine Digitalisierung der kompletten Wertschöpfungskette stellt eine Optimierung der gesamten Arbeitsprozesse auf mehreren Ebenen sicher, was u. a. folgende wesentliche Effekte hat:

  • Zunahme der Produktivität in der Fertigung durch geringere Stillstandzeiten von Maschinen;
  • Echtzeit-Monitoring mit positiven Auswirkungen auf Kostensenkung, Energieeinsparung und Produktivität;
  • sowie geringere Mengen an Kundenrückläufen dank verbesserter Produktqualität.

Vor allem der letztgenannte Aspekt ist ein wesentlicher. Aufgrund des E-Commerce und der schnellen Verbreitung von alternativen Lieferanten werden Kunden erfahrungsgemäß nicht damit zögern, ihren bisherigen Lieferanten zu wechseln, falls es zu hohen Kundenrückläufen kommt. Diese Rückläufe sind schlecht fürs Geschäft, weil sie sich negativ auf die Kundenzufriedenheit sowie das Unternehmenswachstum und den Ruf des Unternehmens auswirken.

Die Durchführung der Digitalisierungsprozesse hin zu einer Industrie 4.0 wird erfordern, Sensoren und Systeme zur verbesserten und möglichst reichhaltigen Datenerfassung zu verbauen. Je nach Branche, werden sogar Sensoren für die Messung der Temperatur, des Luftdrucks und anderer detaillierter Aspekte profitabel bzw. notwendig sein. Die Prämisse bei der Installation von Sensoren ist, relevante Big Data zu gewinnen. Diese großen Datenmengen werden im Idealfall automatisiert ausgewertet, was sie wiederum zu Smart Data macht – einer fortschrittlichen Generation der Datengewinnung und -auswertung. Auf Basis der Datenanalysen sind Optimierungen in der Industrie möglich, die sich positiv auf die gesamte Wertschöpfungskette auswirken. Zudem sind direkte Schnittstellen zum E-Commerce einfacher zu schaffen, was die Qualität der Interaktion mit abnehmenden Händlern steigert.

Kundenkontakt im B2B wird zunehmend unpersönlicher

Bei einer Expertenbefragung von ibi research an der Universität Regensburg, Creditreform, eCube und Spryker bezüglich der Auswirkungen des E-Commerce auf die B2B-Kommunikation von Großhändlern und Herstellern kam ans Licht:

  • 89 % der Händler gehen davon aus, dass die Bestellungen ausschließlich online erfolgen werden.
  • Bis 2025 verlaufen 50 % der Bestellungen vollautomatisiert.
  • 40 % der Befragten nehmen an, dass persönlicher Kundenkontakt im B2B weniger relevant sein wird.

Die Tatsache, dass Händler öfter über Online-Bestellungen ihre Waren ordern werden, setzt das Vorhandensein eines eigenen Webshops voraus. Hier sind Hersteller gut darin beraten, einen Webshop professionell aufsetzen zu lassen und mit der Logistik zu verknüpfen. Allem voran eine Anbindung des Webshops an die ERP-Software ist empfehlenswert. So werden die Warenbestände im Webshop auf Basis der Echtzeitdaten in der ERP-Software ohne Aufwand aktuell gehalten.

Angesichts des seit Jahren beobachtbaren Trends in der B2B-Kommunikation eröffnen sich neue Herausforderungen bei der Festlegung der Kommunikationskanäle. Davon wird auch der Vertrieb beeinflusst. Eine Online-Präsenz ist ein Muss, bei Bedarf ist deren Erweiterung ein erforderlicher Schritt. Die Online-Präsenz hat eine Website zur Basis, die mit modernsten Ansätzen der Kommunikation ausgestattet gehört. Unter diese Ansätze fallen u. a. Systeme zur Echtzeit-Kommunikation, um Kundenanliegen schnell zu beantworten und ggfs. detaillierte Daten aus der Logistik nennen zu können. Chatbots, sind als Chatroboter eines dieser Systeme, das heute schon auf immer mehr Websites angeboten wird.

Zum Kundenmanagement und für die Koordination des Vertriebs und der Logistik sind CRM-Systeme nützlich. Hier werden nicht nur Kundendaten gespeichert. Vielmehr erfolgt eine protokollbasierte Sammlung aller Interaktionen mit dem Kunden, sodass die Mitarbeiter, die den Kunden neu betreuen, direkt über den letzten Stand der Unterhaltung mit dem Kunden informiert sind. Über Anmerkungen im System gehört die Logistik auch in diesen Bereich involviert.

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