Autonome Fortbewegungsmittel, vom Flugtaxi über Autos bis hin zu Schiffen, sind schon seit mehreren Jahren immer wieder im Gespräch. Nun hat Schweden sich als absoluter Vorreiter in Sachen autonomes Fahren etabliert. Mit dem T-Pod gelang es dem schwedischen Start-up Einride eine Straßenzulassung für einen völlig autonom fahrenden LKW zu bekommen – eine absolute Weltneuheit. Wir stellen den T-Pod ausführlich vor, befassen uns mit seinen Einsatzgebieten und schließlich mit einem weiteren spannenden Projekt von Einride, das bereits in vollem Gange ist.
Der T-Pod von Einride: Merkmale und Besonderheiten
Der T-Pod wurde größtenteils vom schwedischen Start-up Einride entwickelt, das sich mit dem deutschen Logistikunternehmen DB Schenker zusammentat und den T-Pod in dessen Hände legte. Im Folgenden sehen wir uns an, was genau den T-Pod ausmacht:
Ausstattung
Damit sich der T-Pod in seiner Umgebung zurechtfinden kann, ist er mit Kameras, Infrarotdetektoren und Radarsensoren ausgestattet. Diese weisen ihm den Weg und helfen ihm dabei, andere Verkehrsteilnehmer wahrzunehmen. Außerdem kommt die Software Nvidia zum Einsatz. Die Verarbeitung der Daten und die Berechnung des autonomen Fahrens laufen hauptsächlich live über die Einride-Server und finden nur in geringem Maße im LKW selbst statt. Zwei Antennen sorgen dafür, dass sich der Aufenthaltsort des T-Pods stets bestimmen lässt – und zwar auf 20 Millimeter genau. Damit die Rechnung aufgeht, wird ein 5G-Netz benötigt. Aus diesem Grund gingen Einride und DB Schenker eine Kooperation mit den Mobilfunkkonzernen Ericsson und Telia ein.
Übrigens: Momentan fährt der T-Pod tatsächlich eher teilautonom. Gesetzlich ist vorgeschrieben, dass er von einem Fernfahrer überwacht werden muss, der bei Bedarf per Fernsteuerungstechnik eingreifen kann.
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Antrieb und Reichweite
Der hochmoderne, 26 Tonnen schwere LKW fährt – wie könnte es auch anders sein – elektrisch. Startet der T-Pod mit vollgeladenem 280 kWh-Akku, schafft er rund 200 Kilometer, bevor er mit Strom versorgt werden muss.
Geschwindigkeit
Maximal kann das gigantische Gefährt Geschwindigkeiten von 85 km/h erreichen.
Optik und Ladefläche
Der sieben Meter lange und rund zweieinhalb Meter breite Koloss scheint rein optisch aus einer anderen Zeit, geradezu aus der Zukunft, zu kommen. Er besitzt keine Fahrerkabine und hat somit mehr Laderaum zur Verfügung. Einride gibt an, dass im T-Pod 15 Europaletten Platz finden. Vom weißen Kleid des LKWs heben sich dunkle Details und natürlich die Logos beider kooperierender Parteien ab. Kurzum: Es handelt sich um eine äußerst beeindruckende, wenn auch zunächst befremdliche Erscheinung.
Aktuelle Einsatzgebiete des Vorreiters T-Pod
Die Zulassung, die bis 2020 gilt, umfasst einige Einschränkungen. Der T-Pod darf nur auf einer festgelegten Strecke und dort mit maximal 5 km/h unterwegs sein. Dabei handelt es sich um eine Strecke im Industriegebiet von Nyköping, auf der generell recht wenig Verkehr herrscht. Der autonome LKW pendelt zwischen zwei Lagerhallen hin und her und bringt Waren von A nach B – natürlich unter ständiger Beobachtung. Sollte tatsächlich etwas schiefgehen, kann der zugeteilte Fahrer aus der Ferne eingreifen und Fehler per Joystick korrigieren. Mittelfristig soll der T-Pod sein Einsatzgebiet erweitern und zwischen Göteborg und Helsingborg fahren. Auch hier soll er pendeln und jährlich rund 2 Millionen Paletten bewegen. Zuvor muss die Strecke allerdings noch mit Ladestationen für den modernen LKW ausgestattet werden. Schließlich beträgt die Distanz zwischen beiden Städten 217 Kilometer – wenige Kilometer zu viel, um sie mit einer Akkuladung zu bewältigen.
Übrigens: Einride und DB Schenker sind zuversichtlich, dass dem T-Pod eine große Zukunft bevorsteht. Verlaufen weitere Tests positiv, soll künftig ein Mitarbeiter ausreichen, um zehn autonome Lastkraftwagen zu überwachen, die dann selbstverständlich mit höheren Geschwindigkeiten und auch außerhalb von Industriegebieten unterwegs sein sollen.
Das Pilotprojekt: T-Pod überholt „Vera“ von Volvo
Der T-Pod ist nicht der erste autonom fahrende LKW Schwedens. Mitte 2018 stellte die Firma Volvo Trucks, die ihren Sitz in Göteborg hat, „Vera“ vor. Vera fährt ebenfalls autonom, hat keine Fahrerkabine, mutet futuristisch an und zählt als Sattelschlepper zu den Lastkraftfahrzeugen. Das Modell von Volvo verfügt bislang allerdings nicht über eine Straßenzulassung. Somit hat der T-Pod eindeutig die Nase vorn.
Der T-Log: Das nächste Einride Projekt steht schon in den Startlöchern
Wer denkt, dass sich Einride zurücklehnt und abwartet, wie es mit dem T-Pod weitergeht, liegt falsch. Stattdessen befasst sich das Start-up bereits mit der Entwicklung des nächsten wortwörtlichen Großprojekts: gemeint ist der sogenannte T-Log, der ebenfalls 2018 vorgestellt wurde und bis 2020 ausgereift und bereit für den Markt sein soll. Dabei handelt es sich um einen batteriebetriebenen Holztransporter, der auf Waldwegen eingesetzt werden kann. So könnte der T-Log Baumstämme aus dem Wald abholen und direkt zur Weiterverarbeitung, beispielsweise in ein Sägewerk, bringen – vollkommen autonom und, genau wie der T-Pod, zur Not aus der Ferne steuerbar.
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